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Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte (IBME)

Dokumentation von Krankheitssymptomen

Früh schon wurde die Fotografie genutzt, um äusserliche und innerliche Krankheitssymptome zu dokumentieren. Je nach Fachgebiet sind hier grössere oder kleinere Körperausschnitte von Patienten in den Fokus genommen. In der Dermatologie machte die Fotografie das Training des Blickes auf Hautveränderungen vom Klinikalltag unabhängig. In der Psychiatrie entstanden ganze Porträtserien, die zusammen mit deren pathologischer Interpretation spannende Dokumente zum zeitgenössischen Menschenbild darstellen (vgl. Fotogeschichte Heft 140). Auch die ganzheitlich orientierte Medizin fertigte Porträts, allerdings mit einem ganz anderen Fokus. So war es in der Bircher–Benner–Klinik üblich, ein Halbporträt von den ankommenden Patienten anzufertigen. Sie sollten den pathologischen Zustand sowie spätere Behandlungsfortschritte im Vergleich dokumentieren.

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Bestand Bircher-Benner Klinik, Patientenakte mit Foto datiert Januar 1933.

Zu Dokumentationszwecken zunächst in durchschnittlicher Qualität entstanden Fotografien im Bereich Pädiatrie, Orthopädie, Chirurgie, Histologie und Sektion. Repräsentativ ausgewählte Fotografien wurden dann in einem zweiten Schritt in separate Sammlungen zu Ausbildungszwecken überführt. Ein frühes Beispiel ist Johannes Oskar Wyss (1840–1918), erster Direktor des Zürcher Kinderspitals, der um 1900 Fotografien von Neugeborenen und Kindern mit bestimmten äusserlichen Krankheitssymptomen anfertigen liess.

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Nachlass Johannes O. Wyss (1840–1918), Mädchen mit Elephantiasis, o. D. ca. 1900.

Zu Ausbildungszwecken hingegen wurden Fotografien in maximaler Qualität im Bereich Anatomie und Pathologie hergestellt. Bis in die 1950er Jahre gaben Fachleute aber der Zeichnung den Vorzug. Erst mit Verbesserung der fotografischen Technik teilte sich das Feld der medizinischen Darstellungen in möglichst authentische Wiedergaben durch Fotografien (in Farbe) und hyperrealistische Zeichnungen mit scharfen Übergängen, die anschaulich Wissen über Funktion und Zusammenhänge von Organen vermitteln sollen.
Von 1943-1951 fotografierte die Profifotografin Marguerite L. Hadorn (1919–2012) im Auftrag des Kantonsspitals St. Gallen Krankheitssymptome, Sektionen und histologische Präparate.
Der Chirurg Otto Maurice Schürch (1896–1951) sammelte Fotos von histologischen Präparaten für seine Krebsforschung.

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Marguerite Louise Hadorn, Fotografien von histologischen Präparaten im Auftrag des Kantonsspitals St. Gallen, 1950.
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Nachlass Otto Maurice Schürch (1897–1950), Chirurg, Fotografie eines Tumorgewebes „Maligner Thymustumor, Cushing’sches Syndrom“, Autopsie 1943.
Marguerite Louise Hadorn, Patientin mit Trommelschlegelfingern, 27.07.1948.
 
Beschreibung: Hadorn (1919-2012) war Profifotografin und fertigte das Foto im Auftrag des Kantonsspitals St. Gallen zur Dokumentation an. Aus dem Kantonsspital, s/w Abzug in Album, 8.5 x 10.5 cm. Quellennachweis AfM PN 233.02.